Wage es, weise zu sein!

Monat: Januar 2023

Winterfreuden

Als ich beim heutigen Aufstehen einen Blick nach draußen wagte hatte es geschneit. Sanft lag der Schnee wie Puderzucker auf den Häusern, den Straßen, auf Feld und Wiese. Ein kleiner Spaziergang im Schnee und es fiel mir wieder ein:

Winterfreuden

Nie fühl´ ich mich so geborgen
als wenn der Schnee die Schritte schluckt.
Trag´ dann leichter meine Sorgen,
weil alles ist nun wie geduckt.

Unter weißer, weicher Haube
ruhen Berge und auch Steine –
alle tragen, dass ich glaube,
nun drückt ´s dich nicht nur alleine.

Grad alles was nicht gerne still
bringt der Schnee erst recht zum Schweigen.
Was gern in Farben protzen will
kann nur wenig davon zeigen.

Wenn die weißen Flocken weiter
ruhelos hernieder fallen
bin ich leise, froh und heiter –
fast der Glücklichste von allen.

Meines Mantels warmen Kragen
den schlag ich hoch und hüll´ mich ein.
Will gern des Winters Lasten tragen –
könnt´ ich der andern ledig sein.

(c) Christian Kurz-Held, in Memoriam Rt. Ochjut, der gemütvolle Lyriker

 

Schlaraffia und Kunst

Schlaraffia und Kunst hängen so eng mit einander zusammen wie das Amen und die Kirche. Gegründet in Prag 1859 war die Schlaraffia ursprünglich eine aus Künstlern bestehende Runde, die das damalige Leben auf´s Korn nahm. Wir Schlaraffen haben sehr viel Freude an einer unserer tragenden Säulen, nämlich der Kunst.

Auch heute gibt es noch einige professionelle Künstler, die der Schlaraffia beiwohnen und unser Spiel bereichern. Es gibt auch sehr viele Künstler, von denen wir es nicht gedacht haben, welch großes Potential in ihnen steckt.

Es sind genau diese unbekannten Persönlichkeiten, die mit sprachlichem Geschick Poesie „fechsen“ (= etwas selbst erstellen, unser Schlaraffenlatein). Andere wiederum spielen wunderbar Instrumente oder entdecken neu ihre Leidenschaft dafür. Wieder andere können singen. Und so verbinden sich diese vielen Laienkünstler auf der Bühne Schlaraffias. Die vielen verborgenen Talente bereichern unser Spiel ungemein. 

Das eigene Talent entdecken

Das besondere aber ist, dass ein jeder für sich im Laufe der Zeit ganz verborgene Qualitäten an sich selbst entdecken kann – unabhängig davon, ob man gut oder schlecht in etwas ist. Ich selbst habe für mich neben der Musik auch das Schreiben (wieder-)entdeckt. 

Angefangen hat alles 1992 mit einem sehr ernsten Gedicht, welches ich damals im Deutsch-Leistungskurs nutzte. Es ging darum, zu beweisen, dass die uns Schülern immer wieder auferlegten und für vermeintlich richtig gehaltenen Interpretationen  nicht unbedingt auch die Intention des Autors wiedergeben müssen. Mit Erfolg – das Thema, was mich seinerzeit bewegte, und heute aus meiner Sicht aktueller denn je ist, wurde nicht mal ansatzweise entdeckt:

 

Der Winter

Es ist Tag,
und doch ist es dunkel!
Es ist Tag,
und doch ist es Nacht!
Was ist geschehen?
Was war?
Wie wird es weitergehen?
Niemand weiß es, niemand wird es erfahren.

Alles stirbt.
Die einen starben schnell,
die anderen sterben langsam,
siechen dahin,
werden vom Unsichtbaren zermahlt.

Doch es stellt sich die Frage aller Fragen:
Wer war es?
Die Natur?
Der Mensch!

(c) Christian Kurz-Held

 

Und so kam der Stein ins Rollen

Ich hätte nie gedacht, was für einen Stein ich mit diesem meinem Erstlingswerk für mich persönlich ins Rollen gebracht habe. Mittlerweile sind viele weitere Texte, Gedichte und kleinere Geschichten entstanden und entstehen weiter – aus meiner Sicht Dank Schlaraffia. Als Schlaraffe entdeckt man schnell die Freude am eigenen Werk, egal in welcher Art. Natürlich sind die Fechsungen, also selbst erstellten Beiträge, selten so düster wie oben dargestellt, dennoch kommen auch diese ernsteren Beiträge vor.

Aktuell entwickeln sich gerade die Geschichten des „Patrick O´Doherty“ in Tagebuchform. Wohin das wohl führt? Ein paar wenige Eingeweihte können hier im Blog die ersten Auszüge miterleben.

 

 

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