Die drei Tugenden
Kann es denn etwas schöneres geben, als sich den drei Tugenden Kunst Humor und Freundschaft zu widmen? – Eine rhetorische Frage, sicherlich. Aber wo kann man diese Tugenden noch erleben? Die Antwort auf diese Frage ist einfach: in der Schlaraffia.
Natürlich ist auch in der Schlaraffia nicht immer nur alles Friede, Freude, Eierkuchen. Auch hier gibt es bisweilen Situationen, die kaum an die heeren Ziele der Schlaraffia erinnern. Persönliche Befindlichkeiten sind hier immer ein Thema. Besonders oder gerade weil wir auch nur Menschen sind. Und so muss man sich immer wieder an die drei Tugenden erinnern:
Kunst Humor und Freundschaft
Schlaraffia ist ein Freundschaftsbund. Ein Freundschaftsbund, der in seiner Gestaltung und seinem Wirken weltweit – so möchte ich sagen – einzigartig ist. Mir ist jedenfalls kein Bund, keine Vereinigung oder sonst irgendeine Gruppierung bekannt, die so viel Freude bereiten kann wie die Schlaraffia.
Überall auf der Welt, wo der Schlaraffe in ein Reych einreitet (wir sagen „Reych“ zum profanen Verein) wird er stets mit offenen Armen freundschaftlich empfangen. Wir sprechen hier von der schlaraffischen Freundschaft, die wir äußerlich zum Beispiel mit der Roland-Nadel an unserem Revers ausdrücken. Am Stinkross (so nennen wir das profane Automobil) ist zumeist gut sichtbar ein zwinkernder Uhu angebracht, an welchem auch ein Sasse (so nennen wir das profane Mitglied des profanen Vereines) erkennbar ist.
Der Spiegel der Gesellschaft
Doch auch die schlaraffische Freundschaft wird bisweilen stark beansprucht – aktuell erleben wir weltweit – auch in der Schlaraffia -, wie sich die Gesellschaft in der aktuellen Form widerspiegelt. Dabei sollte es eigentlich anders herum sein. Schlaraffia ist der Spiegel der Gesellschaft, und zwar persiflierend. Wir nehmen humorvoll – damals wie heute – alles nicht so bitter ernst. Ganz so, wie es die Urväter im Ursprung getan haben. Kunst Humor und Freundschaft sind die Tugenden, mit denen wir uns hier zumeist erfolgreich zur Gegenwehr des profanen Alltages setzen – aller Unbillen zum Trotz.
Es gibt jedoch auch Situationen, in denen der Einzelne Schlaraffia viel zu wichtig nimmt. Dabei ist das Spiel, dass uns die Allmutter Praga (so nennen wir den ersten schlaraffischen Verein) geschenkt hat, nichts weiter als ein Spiel. Und so müssen wir es auch behandeln. Da ist es egal, welche Würde oder welches Amt man im Spiel bekleidet. Mal ist man der eine, mal ist man der andere. Und natürlich setzt sich ein jeder mit mit all seinen Möglichkeiten ein.
Diese Besonderheit, das Engagement eines jeden einzelnen, sorgt letzten Endes dafür, dass ein jeder, egal welchen Alters, aus dem Alltag (wir nennen das die Profanei) entfliehen kann. Ein Abend in der Schlaraffia ist wie ein geistiger Urlaub aus der manchmal tristen profanen Welt. Mir jedenfalls gibt jeder Abend in unserer Mimegarda einen wirklich freien Kopf: Spass und Freude mit Freunden, um dem gehobenen Unsinn zu frönen und all den Sorgen, Ängsten und Nöten zu entsagen.
Eine Frage des Alters?
Die Engagiertesten unter uns sind zumeist auch mit einem Amt oder einer Wahlwürde verknüpft. Doch muss man eine Wahlwürde oder Amt auch an sein persönliches Engagement knüpfen? Muss ich allem Engagement entsagen, wenn ich meiner Würde oder meines Amtes nicht mehr inne bin?
Die Antwort auf diese Frage scheint mir zunehmend im Alter des Einzelnen zu liegen. Je älter an wird, desto unflexibler wird man. So scheint es oftmals. Aber ist das wirklich so? – Diese Frage kann ich nicht wirklich beantworten, sondern aktuell nur sehen und erleben.
Und dennoch funktioniert Schlaraffia in den 98% aller Fälle, faszinierender Weise ohne auf das Alter zu sehen. Jeder bringt sich ein, egal ob 25 Jahre alt oder 90 Jahre jung.
Festhalten an Traditionen
Das Festhalten an Traditionen, wird in unserer multimedialen Welt nicht einfacher. Dabei sind Traditionen wichtig. Sie geben uns halt in einer immer schneller werdenden Welt. Traditionen bieten einen Anker, um nicht weggerissen zu werden. Dieses Traditionen bietet Schlaraffia, obwohl auch wir Schlaraffen nicht hinterwäldlerisch sind, auch wir gehen (gehen, nicht rasen) mit der Zeit. Wo früher Papier und Stift die Fechsung (so nennen wir das selbst verfasste Werk) hervorbrachten, sind es heute Smartphone und andere Geräte, die dann in das schlaraffische Spiel zur Rostra (unserem Rednerpult) mitgebracht werden. Ein scheinbar offener Bruch – aber nur scheinbar.
Auch die Schlaraffia befindet sich in einem Wandel. Und das ist auch gut so. Aber wir halten an unseren Traditionen fest. Und das ist noch besser.
Kunst Humor und Freundschaft
Denn Kunst Humor und Freundschaft ist etwas, was es nicht überall gibt. Umrahmt von den tragenden Säulen der Freundschaft können wir beschwingt der Kunst und dem Humor folgen. Und zwar jeder nach seinen Möglichkeiten, egal ob gut oder schlecht. In der Schlaraffia gibt es keinen Leistungsdruck, etwas tun zu müssen. Wir können etwas tun. Und wenn wir etwas tun, merken wir schnell, dass auch andere begeistert sind und mitmachen.
Das einzige, was wir machen müssen, ist es zu tun und mitzumachen.
Sapere aude!
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