Ein kleine Nadel am linken Revers des Sakkos, verziert mit einer kleine, weißen Perle: die Roland-Nadel. Als Schlaraffe freue ich mich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn dieses Kleinod entdeckt wird und ich darauf angesprochen werde. Heute möchte ich einfach mal erzählen, wie man Schlaraffe wird oder was es mit der Roland-Nadel auf sich hat.
Die Roland-Nadel ist das Erkennungszeichen derer Schlaraffen: ein Blick genügt und schon ist jedem Schlaraffen bewusst, auch wenn dieser nicht in seiner Rüstung steckt, dass es sich bei dem Gegenüber um einen Schlaraffen handelt.
(c) CKH – schlaraffische Roland-Nadel am Revers
So einfach ist das. Aber so einfach ist auch Schlaraffia. Wir sind kein Geheimbund, keine Sekte noch sonst irgendein elitärer Club, wir sind Knappen, Junker und Ritter am Hofe der fungierenden Herrlichkeit.
Als ich Schlaraffia entdeckt habe, hatte ich das große Glück erst 22 Lenze jung zu ein. Und genau an dieser kleinen Perle war seinerzeit mein Blick hängen geblieben, an der Roland-Nadel.
Ich entdeckte die Roland-Nadel
Ich entdeckte die Roland-Nadel am Revers meines Ausbilders, dem Ritter Ja klar, der sefti förste (wir Schlaraffen haben fast alle sehr skuril-lustige Namen). Mir war aufgefallen, dass er diese kleine Perle grundsätzlich immer trug. Nicht nur am Revers seines Sakkos. Auch an seiner Freizeitjacke. Sogar an seinem Wintermantel trug er sie.
Ich wurde neugierig, wohl in der jugendlichen Hoffnung dem großen Geheimnis auf der Spur zu sein. Und so stellte ich die (für mich) bedeutungsschwere Frage, was es mit dieser Perle auf sich hat.
Der Ritter Ja klar fing an zu erzählen. Und er erzählte von Rittern und Junkern und Knappen, von Herrlichkeiten und Oberschlaraffen und vom güldenen Ball.
Kunst, Humor und Freundschaft.
Er sprach vom Umgang miteinander und erzählte, dass neben dem gelebten Wort „Kunst, Humor und Freundschaft“ Politik, Religion und Beruf (wir Schlaraffen pflegen von Profanei zu reden) verpönt, also nicht erlaubt sei (Schlaraffen reden im Schlaraffen-Latein).
Ritter Ja klar beschrieb die Herrlichkeit, die unfehlbar ist und dessen Wort das unbedingte Gesetz ist und von jedem Schlaraffen unabdingbar befolgt werden müsse. Ich beschreibe die Unfehlbarkeit dann gerne so: Wenn die Herrlichkeit dir sagt, dass dein grünes Hemd weiss ist, dann ist es weiss, und nicht grün. Nur dem Hofnarren ist es dann erlaubt, es rot oder blau zu nennen. Narrenfreiheit kann recht angenehm sein.
Wie man Schlaraffe wird oder was es mit der Roland-Nadel auf sich hat
Und so begann das Hinterfragen meinerseits und der Weg, wie man Schlaraffe wird oder was es mit der Roland-Nadel auf sich hat, hatte begonnen. Dies ging bestimmt über zwei drei Wochen, bis der Ritter Ja klar den Vorschlag machte
„Komm doch mal mit zur Krystalline.“
Zur was?
Nun, zuerst muss man wissen, dass die von mir begonnenen Frage und Antwort-Stunden etwa Ende Juni – Anfang Juli starteten. In der Sommerung wie wir Schlaraffen sagen. Und in der Sommerung trifft man sich eben zur Krystalline, und nicht zur Sippung. Die ist im Winter oder besser: in der Winterung.
Ahja, also treffen zur Krystalline.
Gesagt – getan. Es war ein Freitag Abend, zu welchem wir uns in Dortmund mit anderen Rittern, Junker und Knappen in einem wohlbekannte Dortmunder Biergarten trafen.
Es war schönstes Sommerwetter.
Das Wetter spielte an diesem Freitag Abend 1997 mit (ganz schön lange her…). Ein laues Lüftchen wehte, ideal also für ein kühles Erfrischungsgetränk, dem Quell (oder auch Pilsken wie der Dortmunder sagen würde).
Den zweiten Ritter Schlaraffias, den ich dann kennen lernte, war der Ritter Ochjut, der gemütvolle Lyriker. Ein Ritter der Truÿmannia, so nennt sich der Verein in Dortmund. In Münster ist es die Mimegarda, da komme ich her.
Ritter Ochjut, der Pate.
Ritter Ochjut war ein Herr älteren Semesters, zu diesem Zeitpunkt schon über 70 Lenze. Ein kleinerer, leicht untersetzter Herr mit einer Brille in seinem lustigen und erfahrenem Gesicht. Mit leichtem Berliner Dialekt. Und auf der anderen Seite saß dann mein Ausbilder, der Ritter Ja klar.
So eingekesselt erzählte mir Ritter Ochjut eine ganze Menge über Schlaraffia und bekam dabei große, leuchtende Augen.
Und jetzt sitze ich hier selbst und bekomme ebenfalls leuchtende Augen, wenn ich an meinen Start in der Schlaraffia zurück denke. Und ich hatte unsagbares Glück, dass ich so früh dazu gefunden habe.
Schlaraffia ist nicht die Gunst später Stunde.
Zur Schlaraffia finden indes leider nur wenige und dann zumeist (aus meiner Sicht gesehen) sehr spät, viel zu spät im Leben, was sehr schade ist.
Schlaraffia bietet sehr viel. Mehr als sich manch einer vorzustellen vermag. Und ja, natürlich: wir sind auch ein Verein mit all den Vor- und Nachteilen, die ein jeder Verein so mit sich bringt. Doch in erster Linie sind wir Schlaraffen. Und stolz darauf. Und das sieht man deutlich an der Roland-Nadel.
Schlaraffia im Netz
Wer an dieser Stelle schon etwas neugierig geworden ist, der findet auf www.schlaraffia.org oder aber auf www.schlaraffen-freunde.com mehr über Schlaraffen, die Schlaraffia und das schlaraffische Spiel.
Und wer mal mit dabei sein möchte: unter www.mimegarda.de kann man sich gerne melden.
Wie man Schlaraffe wird oder was es mit der Roland-Nadel auf sich hat – darüber gibt es auch in Zukunft sicher noch einiges zu berichten. Darum: sapere aude!
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